Er war unglaublich wütend. Während nur weniger Sekunden färbte sich sein Gesicht kalkweiß, obwohl es eh schon kaum mehr Farbe besaß. Könnten der jetztige Blick durch seine eisblauen Augen töten, so würden sich selbst die Möbel in der kahl bestückten Wohnung vor ihm verstecken. Falten bildeten sich zwischen seinen buschigen Augenbrauen und seine Lippen verzogen sich zu einem Strich. Unwillkürlich gruben sich seine Fngernägel in das Fleisch seines Handtellers und hinterließen weiße Abdrücke.
Ess dauerte einige Minuten, bis er sich wieder unter Kontrolle hatte. Er machte eine Handbewegung und entspannte augenblicklich sein gesamtes Gesicht wieder. Nun war er beängstigend ruhig, aber sein wie immer verwirrter und geblendeter Vater interpretierte diese Veränderung fatal falsch. "Es ist wirklich zu deinem Besten." stammelte er. "Dieser Mann ist gefährlich für dich!"
Noch während er sprach trat Lucius langsam einen Schritt näher. Er betrachtete seinen Vater mit einem solch scharfen Blick, dass dieser sofort kleiner wurde. Trotzedem ließ er sich noch ein bisschen Zeit, bis er begleitet von einem süßlich-gemeinen Grinsen langsam zu reden begann. "Vater." Er spuckte das erste Wort schon fast verächtlich aus. "Ich glaube nicht, dass du dir noch erlauben kannst darüber zu urteilen, was gut für mich ist. Schließlich kann ich mich noch gut daran erinnern, wie meine Mutter starb. Du etwa nicht?" Er wusste, dass sein Vater dieses Ereignis, das ihrer beider Leben verändert hatte, nie vergessen würde und doch kostete er diese Wiederholung in allen Zügen aus, nur um all die Wunden der Vergangenheit noch einmal mit aller Wucht aufzureißen. Wie gut, dass er selber keinen Schmerz mehr empfand. Nicht seit damals. Nie wieder.
"Es war eine dunkle Nacht. Sie konnte nicht schlafen. Du bist mit ihr rausgegangen. Es war deine Entscheidung... Und dann hast du sie aus den Augen gelassen... Nur für einen Moment! Und ups, da lag sie. In einer großen Pfütze ihres eigenen Blutes. Ein Baum hatte sie unter sich begraben. WEIL. DU. NICHT. DA. WARST." Nach diesem letzten Worte schlallte nur noch das leise Wimmern des alten Mannes durch die karge Wohnung. Ein klter Luftzug erfasste die beiden, gefolgt von dem roten Schein eines Zaubers, der den Hals des alten Malfoy so fest umkalmmerte, dass er kaum noch atmen konnte, um sich am Leben zu halten.
Einen langen Moment stand Lucius einfach nur mit unbewegten Augen da. Nicht weil er Schuldgefühle hatte, sondern weil er das gerade mehr genoss als alles zuvor. Schließlich trat er noch näher, sodass sein Vater seinen kalten Atem spüren konnte. "Du wusstest noch nie, was gut für mich ist. Also halte dich gefällgst raus aus meinen Geschäften. Vater." Damit ließ er ihn los, woraufhin er wie ein Kartoffelsack in die Ecke fiel und sich nur knapp bei Bewusstsein halten konnte.
Ohne einen weiteren Blick verschwand Lucius hinter der Tür. Ein letzter Griff zu der Wodkaflasche auf dem großen Tresen, wo der ältere Malfoy eben noch um sein Leben hatte bangen müssen und dann war nicht eine Spur mehr von dem zu sehen, was gerade vor sich gegangen war.