Vielen Dank, Professor

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Gehetzt rannte die junge Frau quer durch das kleine Zimmer und stellte alles auf den Kopf. "Das kann doch nicht sein!" murmelte sie und blieb für einen Moment mitten in dem Chaos stehen um sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen. Sie suchte nun schon den ganzen Morgen nach ihrem Zauberstab. Sie war sich sicher, dass sie ihn gestern noch auf ihren Schreibtisch abgelegt hatte. Das momentane Problem war nur: Dort lag er jetzt nicht mehr. Verzweifelt stöhnte sie auf, als plötzlich eine dunkelhaarige, drahtige Heranwachsende in ihr Zimmer kam. "Was ist denn mit dir los?" fragte sie ihre Schwester in ihrem üblichen desinteressierten Ton. Petunia hatte sich in den letzten Jahren sehr verändert. Eigentlich genau seit Lily nach Hogwarts ging. Es machte sie traurig solch ein schlechtes Band zu ihr zu haben, denn einst war die Ältere für sie wie ein Vorbild. Doch die Enttäuschung und die innerliche Verletzung, die mit dem Verhalten ihrer Schwester einherging, versuchte die 17-jährige so gut es ging vor anderen Augen zu verbergen. "Nichts. Ich suche nur etwas," gab Lily nach einer Weile mit einen flüchtigen Blick auf sie zurück. "Ja, schön für dich aber dann such deinen Zauberstab leiser!" erwiderte Petunia genervt und wollte schon gehen, als der Gryffindor die Wortwahl auffiel. "Warte! Ich habe dir nie gesagt, dass ich meinen Zauberstab suche! Wo ist er Petunia?" fragte sie mit einem ernsten Gesichtsausdruck und stemmte ihre Hände in die Hüften. Gespielt unschuldig lächelte ihre Gegenüber. "Ich weiß nicht, wo du dein Hexenzeug hinlegst!" Bei dieser Aussage keimte allmählich Wut in der sonst so ruhigen und besonnenen Schülerin auf. Mit geballten Fäusten ging sie auf sie zu. "Petunia, ich meine es ernst. Wo ist er? Ich muss ihn jetzt haben, sonst verpasse ich den Zug nach Hogwarts!" Mit funkelnden Augen sah sie die Dunkelhaarige an, als ihre Mutter hereinkam. "Lily? Wir müssen langsa-.... Petunia? Was ist los?" fragte sie, als sie ihre beiden Töchter in einer so angespannten Situation sich gegenüber stehen sah. "Petunia hat meinen Zauberstab versteckt!" ließ die jüngere der beiden die Bombe platzen und verschränkte ihre Arme vor der Brust. "Was? Wieso? Ach ist auch egal. Petunia gib deiner Schwester ihren Zauberstab zurück! Wir müssen jetzt wirklich los!" Die Strenge in der Stimme ihrer Mutter ließ selbst Lily leicht zusammenzucken und es tat ihr auch im Herzen weh, dass Petunia ein wenig vernachlässigt wird, seit rausgekommen ist das sie selbst eine Hexe war. "Lily? Geh schon runter mit deinen Koffern! Sonst kommen wir wirklich noch zu spät!" scheuchte Mrs. Evans die Zweitgeborene aus dem Zimmer. "Ja, bin sofort da!" beeilte sie sich zu sagen und schnappte sich ihren Koffer, der dank eines Zaubers so leicht wie eine Feder war.
Nach 10 Minuten stand sie mit ihrem Koffer unten im Flur des Einfamilienhauses und war bereits fertig angezogen, als Petunia die Treppe runterkam: In der Hand ihren Stab. "Danke,!" seufzte Lily erleichtert und lächelte ihre Schwester ehrlich an, was diese jedoch ignorierte und ohne ein Wort des Abschiedes wieder nach oben verschwand. Traurig sah sie ihr nach, als ihre Eltern sie auch schon nach draußen schoben und ins Auto bugsierten.
Die Fahrt nach London an sich dauerte nicht allzu lang. Nach einer guten halben Stunde parkte die Familie Evans am Bahnhof Kingscross. Noch auf dem Parkplatz verabschiedete die Hexe sich von ihren Eltern, da sie noch einen Termin hatten."Bis zu den Ferien!" rief sie ihnen noch nach und winkte ihnen, bis das Auto um die nächste Kurve verschwand. Eilig lief die 17-jährige daraufhin zu den Gleisen.
Nach einem kurzen Blick nach rechts und nach links, war sie sich sicher, dass keiner der Muggel zusah und rannte auf den Pfeiler zu. Dabei hielt sie ihre Augen wie jedes Jahr geschlossen, denn so ganz hatte sie sich nie daran gewöhnt auf diese Art und Weise auf das Gleis 9 3/4 zu gelangen.
Kaum das sie auf der anderen Seite war, wurde sie von den Geräuschen lachender Kinder und weinender Mütter begrüßt und sofort breitete sich ein Lächeln auf ihren Lippen aus. ‚Endlich wieder nach Hogwarts!‘ war ihr erster Gedanke, ehe sie mit eiligen Schritten auf einen Wagon zuging. Doch war sie kaum drei Schritte gegangen, als die angehende Schülersprecherin aus dem Augenwinkel schon die Leute sah, die sie nun am wenigsten vertragen konnte: James Potter und Sirius Black. Genervt verdrehte sie die Augen, als sie ihr viel zu lautes, fast schon bellendes, Lachen hörte. "Na super!" murmelte sie, als sie plötzlich in eine Umarmung gezogen wurde. "Lily! Endlich! Ich dachte schon du verpasst den Zug! Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Es hätte was weiß ich passieren können!" Lachend sah Lily ein wenig runter in braune Augen. Alice war seit dem ersten Jahr auf Hogwarts ihre Zimmernachbarin und inzwischen beste Freundin. Sie war jedes Mal froh sie wiederzusehen, auch wenn sie reden konnte wie ein Wasserfall und das viel zu schnell. Aber selbst diese recht anstrengende Eigenschaft hatte die junge Evans akzeptiert und in den sieben Jahren auch irgendwie lieben gelernt. "Quatsch, als würde ich jemals den Zug nach Hogwarts verpassen!" sagte Lily, doch Alice schien ihr schon gar nicht mehr zu zuhören und zog sie einfach mit in den Wagon.